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Bei zu wenig Taxifahrern kommt es bei der Taxibestellung zu längeren Wartezeiten.

Auch im belgischen Taxisektor besteht ein akuter Mangel an Fahrerkandidaten. Der Mangel an Fahrern kann bedeuten, mitten in der Nacht in der Kälte auf das Taxi zu warten. Sekretär Pierre Steenberghen von der National Grouping of Taxi Companies macht auf die Hauptengpässe aufmerksam. Faktoren, die die Einstellung von Fahrern in Flandern noch schwieriger machen, aber auch in ganz Belgien eine Rolle spielen.

medizinische Untersuchung

Zunächst muss sich ein Fahranwärter einer ärztlichen Untersuchung unterziehen, bevor er die Fahrtauglichkeitsbescheinigung erhält. Er muss dann bei seiner Gemeinde einen Führerschein beantragen. Dieser Vorgang dauert oft mehrere Wochen. Und das schreckt schon viele Kandidaten ab. 

Steenberghen fragt sich, ob der Verband flämischer Städte und Gemeinden (VVSG) können dagegen etwas unternehmen, indem sie zum Beispiel auf Antrag einen vorläufigen Führerausweis ausstellen. Um den Pass zu erhalten, müssen ein aktuelles, sauberes Führungszeugnis und eine Bescheinigung über Sprachkenntnisse auf dem Niveau „B1-“ vorgelegt werden. Und das ist der zweite Engpass. Die neuen hohen Anforderungen an den Nachweis von Sprachkenntnissen auf dem Niveau B1. 

sprachliche Anforderungen

Diese Anforderung, die 2019 von Ben Weyts, dem für Bildung, Sport, Tierschutz und Flemish Rand zuständigen Vize-Ministerpräsidenten, eingeführt wurde, zwingt eine große Anzahl von Fahrern, den Taxisektor zu verlassen und sich anderswo Arbeit zu suchen. Neben einem Vollzeitjob einen Sprachkurs von 200 Stunden in einem CVO zu absolvieren und dann noch schriftliche und mündliche Prüfungen absolvieren zu müssen, gefällt vielen Fahrern nicht. 

Für die Sozialpartner des Taxigewerbes wäre es eine große Verbesserung gewesen, wenn sich die Regierung für das Sprachniveau A2 entschieden hätte.

(Text geht unter dem Foto weiter)
Viele Autofahrer mögen keinen 200-Stunden-Sprachkurs.

Solch hohe Sprachanforderungen sind nicht an den Taxisektor angepasst, der als vielfältigster Sektor in Belgien häufig Neuankömmlingen wie Flüchtlingen und Migranten einen ersten Arbeitsplatz bietet. Fahranwärter oder Taxifahrer wechselten zu anderen Arbeitgebern wie den öffentlichen Verkehrsbetrieben. Und sie unterliegen nicht denselben gesetzlich vorgeschriebenen, strengen Sprachanforderungen.

Unternehmen wie De Lijn und STIB dürfen die Sprachkenntnisse ihrer (angehenden) Fahrer intern testen. Für die Sozialpartner des Taxigewerbes wäre es eine große Verbesserung gewesen, wenn sich die Regierung mindestens für das Sprachniveau A2 (Grundkenntnisse des Niederländischen nach EU-Sprachrahmen) entschieden hätte. Das reicht für die Kommunikation mit den Fahrgästen.

Flexijob-Status

Ein weiterer Engpass sind die Teilzeitkraftfahrer, die Wochenend- oder Nachtdienste (teilweise als Rentner) leisteten, die während der Corona-Pandemie als erste ausfielen und nun dringend ersetzt werden müssen. Neue Teilzeitfahrer sind mittlerweile schwer zu finden, da sich Arbeitssuchende lieber für einen Flexi-Job (Nettolohn = Bruttolohn) entscheiden. Die letzten Regierungen haben diesen Flexijob-Status auf wenige Sektoren beschränkt – sprich: Sektoren, die am höchsten auf den Barrikaden standen und mehr politische Unterstützung erhielten. Dies hat zu unlauterem Wettbewerb auf dem Arbeitsmarkt geführt. 

„Können Sie nicht einen flexiblen Job mit Nettogehalt = Bruttogehalt anbieten?“, fragt Pierre Steenberghen. „Dann interessiere ich mich nicht für Ihren Wochenendjob und würde mich lieber woanders umsehen, wo es möglich ist.“ Abschließend gibt Steenberghen dem stellvertretenden Ministerpräsidenten und Wirtschafts- und Arbeitsminister Pierre-Yves Dermagne einen Tipp. „Nicht alle Branchen brauchen flexible Arbeitskräfte. Der Taxisektor ist wie einige andere Sektoren (Gastronomie, Tourismus, Bus usw.) ein Sektor, der sich nach der Einführung dieses Status sehnt.“

„Die hohen Sprachanforderungen sind nicht auf die Taxibranche abgestimmt, die Neuankömmlingen, Flüchtlingen und Migranten oft einen ersten Job bietet.“

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