Welche Konsequenzen dies für den Zeitplan haben wird, lässt sich derzeit nur schwer abschätzen.
Die Geschwindigkeit auf den Hochgeschwindigkeitsstrecken (HSL) in den Niederlanden wird ab sofort wieder reduziert, was dazu führt, dass Reisende bis zu drei Minuten länger unterwegs sind und möglicherweise weniger Züge fahren. Die Ursache dafür sind Konstruktionsfehler in zehn Viadukten der HSL, die nun unsicherer erscheinen als bisher angenommen. ProRail hat angekündigt, dass Züge daher nur noch mit 80 statt 120 Stundenkilometern fahren dürfen.
In den letzten Monaten wurden die Untersuchungen zu den Konstruktionsfehlern in den zehn HSL-Viadukten erneut gründlich untersucht. Dies hat zu neuen Schlussfolgerungen geführt. ProRail schrijft: „Beim Bau wurden sie zu leicht konstruiert, daher sind sie jetzt nicht mehr stabil genug, um mit hoher Geschwindigkeit darüber zu fahren.“
Designfehler
Diese neuen Erkenntnisse ergeben sich aus aktuellen Studien zu den Konstruktionsfehlern in den Viadukten, die vom Baukonsortium Hollandse Meren gebaut wurden. Beim Bau der HSL wurden die Viadukte zu leicht ausgelegt, wodurch sie für hohe Geschwindigkeiten nicht mehr stabil genug sind.
ProRail bedauert die entstandene Situation, insbesondere weil zu erwarten ist, dass die Züge durch diese neue Maßnahme zwei bis drei Minuten länger brauchen werden. Welche Konsequenzen dies für den Zeitplan haben wird, lässt sich derzeit nur schwer abschätzen. „Wir werden dies in den kommenden Tagen genau im Auge behalten. Wir könnten gezwungen sein, weniger Züge zu fahren, um sicherzustellen, dass der Fahrplan zuverlässig bleibt“, sagte ProRail.

Normalerweise können Züge auf der Hochgeschwindigkeitsstrecke bis zu 300 km/h fahren, aber das scheint in den Niederlanden nicht möglich zu sein. „Vor mehr als zwei Jahren bemerkten wir zum ersten Mal, dass etwas nicht stimmte. Als wir dies weiter untersuchten, fanden wir zwei Probleme“, erklärt Chris Heutinck, Tiefbauexperte bei ProRail.
„Einerseits gibt es ein Problem mit der horizontalen Stabilität der Brücke. Das Viadukt darf sich während einer Zugfahrt nicht zu stark bewegen. Diese Bewegung kann durch drei Dinge verursacht werden: Wind, Stoßbelastung (z. B. durch Unebenheiten der Schienen) und Zentrifugalkraft. Letzteres liegt in diesem Fall daran, dass sich das Gleis auf dem Viadukt in einer Kurve befindet. Aufgrund einer unglücklichen Konstruktion wird die Verformung der Gummipads zu groß, was zu einer zu großen seitlichen Verschiebung führt. Dadurch entstehen Risse in den Schweißnähten der Stahlbefestigungskonstruktionen der Brücke.“
Monitor
Dies ist nicht das einzige Problem am Viadukt am Zuidweg. „Ein weiteres Problem ist das südliche Widerlager des Viadukts. Dies ist der letzte Punkt des Viadukts, an dem der Zug zum Gleiskörper zurückkehrt. Durch Bodenbewegungen ist dieses Widerlager um einige Zentimeter verschoben und die Gründungspfähle werden überlastet. Das Abutment muss daher zu gegebener Zeit ausgetauscht werden. Aber das braucht Zeit. Bis dahin müssen wir darauf achten, dass keine größeren Bewegungen stattfinden und die Brücke sicher befahrbar bleibt“, so Heutinck weiter.
Im nächsten Schritt soll untersucht werden, ob die derzeitige Geschwindigkeit von 80 Stundenkilometern wieder auf 120 Stundenkilometer erhöht werden kann. Hierzu ist ein technischer Nachweis erforderlich, der beweist, dass das Überfahren des Viadukts mit höherer Geschwindigkeit sicher ist. Doch um wieder die ursprüngliche Geschwindigkeit von 300 Stundenkilometern zu erreichen, muss noch mehr getan werden. „Dafür müssen wir mindestens zwei Wochen außer Betrieb sein. Das bedeutet, dass zwischen Amsterdam und Rotterdam keine HSL-Züge verkehren können. Diese Entscheidung trifft man nicht leichtfertig“, sagt Heutinck.
Dies ist jedoch nicht das einzige Problem auf der HSL. „Das Viadukt ist Teil eines Standardentwurfs mit derselben Designphilosophie“, sagt Heutinck. „Die gleichen kritischen Konstruktionen wurden bei neun anderen Viadukten zwischen Hoofddorp und dem Groene-Hart-Tunnel angewendet. Daher gibt es auf diesem Streckenabschnitt an mehreren Stellen Geschwindigkeitsbeschränkungen (120 Stundenkilometer). Deshalb müssen wir die Überwachung an all diesen Orten fortsetzen.“