Pitane-Bild

In der flämischen Gemeinde Mortsel löst eine bemerkenswerte Maßnahme große Empörung bei den Bewohnern aus. Die Back-Gate-Steuer gilt als diskriminierend.

Kürzlich erhielten etwa 150 Bewohner einen eingeschriebenen Brief, in dem ihnen mitgeteilt wurde, dass sie von nun an 50 Euro pro Jahr für ein Hintertor zahlen müssen, das den Zugang von ihrem Garten zum öffentlichen Raum ermöglicht. Die im Volksmund als „Back-Gate-Tax“ bezeichnete Maßnahme wirft bei betroffenen Anwohnern und Experten vor Ort viele Fragen zur Gerechtigkeit und rechtlichen Durchführbarkeit auf.

Gerda und François, seit fünfzig Jahren in Mortsel ansässig, reagieren überrascht auf die Macher von Terzake, die mit der Kamera zum Hintertor gingen, um die Situation zu überprüfen. Sie verstehen nicht, warum sie plötzlich Steuern für etwas zahlen müssen, das seit Jahrzehnten zu ihrem Eigentum gehört. „Grundsätzlich ist jeder Eigentümer einer Immobilie mit unmittelbarem Zugang zum öffentlichen Grundbesitz seit dem 1. Juli 2010 verpflichtet, dies verwaltungstechnisch zu regeln und eine Entschädigung zu zahlen“, heißt es in dem Schreiben. Allerdings betont Gerda, dass sie und ihr Mann davon noch nie gehört hätten.

kein Brief

Die Entscheidung scheint nicht überall in der Gemeinde in gleicher Weise umgesetzt zu werden. Einige Bewohner in ähnlichen Situationen haben keinen Brief erhalten, während andere plötzlich mit diesen zusätzlichen Kosten konfrontiert sind. „Die Leute auf der anderen Seite haben auch ein Hintertor, aber sie haben nichts bekommen“, sagt ein Anwohner. Dies wirft die Frage auf, warum einige Tore besteuert werden und andere nicht. Ruth, die ebenfalls über ein Schlupfloch verfügt, bestätigt, dass sie keine Zahlungsaufforderung erhalten hat. „Der Unterschied zwischen meinem Tor und dem eines anderen ist der gleiche“, sagt ein anderer Bewohner. Die Inkonsistenz führt zu Frustration bei den Bewohnern, die die Richtlinie als willkürlich und unfair betrachten.

(Text geht unter dem Foto weiter)
Maus
Foto: Michel Maus - Professor für Steuerrecht VUB

Laut Michel Maus gibt es Fragen zur rechtlichen Durchführbarkeit dieser Steuer und es erscheint ungerechtfertigt, dass eine Steuer auf eine Hintertür erhoben wird, während es keine vergleichbare Steuer auf eine Vordertür gibt.

Die Heckklappensteuer scheint nicht ganz neu zu sein und könnte sogar aus der Zeit Napoleons stammen. Dennoch wirft die heutige Wiedereinführung dieser Steuer Fragen nach ihrer Rechtsgrundlage auf. Auch die Unterstützung der Bewohner ist begrenzt. „Das sind Steuern, die in der Bevölkerung keinen Rückhalt finden“, sagt Maus. „Aber solche Maßnahmen passen in eine politische Politik, die darauf abzielt, zusätzliche Einnahmen zu generieren.“

Frustration und Widerstand

Viele Bewohner, wie Gerda und François, weigern sich aus Prinzip, zu zahlen. Sie erleben den erhaltenen Brief als „Drohbrief“. „Wenn Sie nicht bezahlen, werden sie unser Tor auf unsere Kosten schließen“, sagt François empört. „Das ist wirklich zu verrückt, um es in Worte zu fassen.“ Ein anderer Anwohner weist auf die mangelnde Instandhaltung durch die Gemeinde hin. „Wenn sie uns zur Zahlung zwingen, sollten sie auch dafür sorgen, dass die Durchgänge ordnungsgemäß instand gehalten werden“, sagt er. „Jetzt müssen wir alles selbst beschneiden, während die Nachbarn ihr Stück vernachlässigen lassen.“

Kommunen sind bei der Gestaltung unterschiedlicher Steuerarten kreativ. Zusätzlich zur Back-Gate-Steuer denken einige Kommunen beispielsweise über die Einführung einer Ladesäulensteuer nach. Darüber hinaus gibt es weitere Steuern, die Kommunen erheben können, beispielsweise Steuern auf die Antriebskraft von Maschinen und Steuern pro Computerbildschirm für Unternehmen, die in ihrem Gebiet ansässig sind.

Der Stadtrat von Mortsel hat sich gegenüber den Machern von Terzake bisher geweigert, sich zu der Situation zu äußern. Dieses Schweigen schürt die Wut der Bewohner. Mittlerweile wächst der Druck auf die Gemeinde, die Steuer zu überarbeiten oder abzuschaffen. Für die Bewohner bleibt es eine Grundsatzfrage.

veiligheid

Die Kontroverse um die sogenannte Back Gate Tax in Mortsel beschränkt sich nicht nur auf die finanziellen Auswirkungen und die rechtlichen Fragen, die die Steuer aufwirft. Einige Anwohner sind auch besorgt über die Auswirkungen auf die Sicherheit, insbesondere im Falle eines Notfalls wie eines Brandes. Für viele Bewohner ist das Hintertor nicht nur ein praktischer Durchgang, sondern auch ein entscheidender Fluchtweg. Besonders in einer engen Straße oder Nachbarschaft, in der die Haustür verstopft sein kann, ist es wichtig, einen zusätzlichen Ausweg zu haben.

Experten weisen darauf hin, dass die Steuer nicht nur rechtlich umstritten ist, sondern auch Unsicherheit schaffen kann. Wim Demeyer, Spezialist auf dem Gebiet des Brandschutzes, gibt an, dass das Schließen von Hecktoren ein Risiko darstellen kann. „Gerade in dicht bebauten Stadtteilen kann ein Hintertor im Brandfall ein lebensrettender Ausweg sein. Es ist wichtig, dass die Kommunen zunächst die Auswirkungen dieser Art von Steuern auf die Sicherheit berücksichtigen.“

Er betont auch, dass das Schließen von Toren die Effizienz der Rettungsdienste beeinträchtigen kann. „Wenn die Feuerwehr oder andere Einsatzkräfte durch einen Hintereingang schneller zu einem Haus gelangen, kann das über Leben und Tod entscheiden. Eine Sperrung dieses Zugangs, auch nur vorübergehend, würde nicht im Einklang mit den Sicherheitsrichtlinien stehen.“

Suchen hier zur Sendung von Terzake zu diesem Thema.

Städte
Zum Thema passende Artikel:
Kalenderpaket