Die Regierung hat angekündigt, ab 2027 Langstreckenflüge stärker besteuern zu wollen.
Die Maßnahme, Teil einer Neuregelung der Fluggaststeuer, soll die höheren Emissionen dieser Flüge ausgleichen und voraussichtlich zusätzliche Steuereinnahmen in Höhe von 248 Millionen Euro generieren. Um die Pläne weiter zu gestalten, werden Bürger und andere Interessengruppen eingeladen, ihre Meinung im Rahmen einer Online-Konsultation zu äußern.
Die 2021 in den Niederlanden eingeführte Fluggaststeuer ist derzeit einheitlich: Jeder Passagier zahlt pro Flug den gleichen Betrag, unabhängig von der Entfernung. Das bedeutet, dass bei einer Reise nach Bali genauso viel Steuer anfällt wie bei einem kurzen Flug nach Italien. Mit dem neuen Vorschlag will die Regierung den Fokus auf Entfernungen und die damit verbundenen Emissionen legen. Flüge mit einem größeren ökologischen Fußabdruck wären daher stärker belastet als kürzere, weniger umweltschädliche Strecken.
Umweltauswirkungen des Fliegens
Fliegen hat seit Jahren erhebliche Auswirkungen auf die Umwelt. Flugzeuge stoßen große Mengen CO2 aus und tragen durch Feinstaub zur Luftverschmutzung bei. Darüber hinaus stellt Fluglärm eine große Belästigung für Anwohner von Flughäfen wie Schiphol dar. Mit der neuen Maßnahme möchte die Regierung nicht nur das Verhalten von Reisenden beeinflussen, sondern auch Unternehmen dazu ermutigen, in sauberere Technologien und nachhaltige Alternativen zu investieren.
Ähnliche Steuermodelle werden bereits in anderen europäischen Ländern wie Deutschland und Frankreich angewendet. Studien zeigen, dass die Differenzierung der Tarife je nach Entfernung ein wirksames Mittel ist, um den Luftverkehr umweltfreundlicher zu gestalten. Mit der Überprüfung möchte die Regierung auch die umfassenderen Auswirkungen des Fliegens abbilden – etwa die Auswirkungen auf Gesundheit und Wirtschaft.
Bürgerbeteiligung ist zentral
Um die Pläne umfassend zu testen, startet die Regierung eine Internetkonsultation. Bis zum 26. Februar 2025 können sich Interessierte über anmelden internetconsultatie.nl geben ihre Meinung zur Einführung einer entfernungsabhängigen Fluggaststeuer ab. In dem Fragebogen wird unter anderem gefragt, ob die Menschen der Meinung sind, dass längere Flüge tatsächlich stärker besteuert werden sollten als kürzere, und ob zusätzliche Gebühren für sehr kurze Flüge gerechtfertigt sind. Nach Ansicht des Kabinetts ist dieser Input wichtig, um eine wohlüberlegte Entscheidung zu treffen.
Die Konsultation besteht aus fünf Fragen, die speziell auf verschiedene Aspekte der Fluggaststeuer eingehen. Dabei werden Themen wie die Besteuerung von Kurz- und Langstreckenflügen, Ausnahmen für bestimmte Gebiete und die Frage, ob alle Passagiere gleich behandelt werden sollten, besprochen. In der Konsultation wird explizit gefragt, ob die Bürger einer stärkeren Besteuerung von Langstreckenflügen zustimmen. Allerdings ist die Fragestellung so formuliert, dass die Maßnahme als gegeben dargestellt wird, wobei der Schwerpunkt auf der Umsetzungsmethode liegt. Dies deutet darauf hin, dass die tatsächliche Einführung der Steuer kaum zur Diskussion steht.

Die Fluggaststeuer ist eine Möglichkeit, diese negativen Auswirkungen einzupreisen. Seit 2021 gilt in den Niederlanden eine Flugreisesteuer von 29,40 € (2025) pro abfliegendem Passagier, unabhängig davon, wohin dieser Passagier fliegt. Die Regierung will die Gesamteinnahmen aus der Fluggaststeuer bis 2027 um 248 Millionen Euro steigern. Geplant ist, Langstreckenflüge – mit höheren Gesamtemissionen – stärker zu besteuern.
Eine der Fragen befasst sich mit den Alternativen für Kurzflüge. Viele Kurzstrecken lassen sich auch mit der Bahn oder dem Auto zurücklegen, was oft weniger schädlich für die Umwelt ist. Eine höhere Steuer auf diese Flüge könnte Verbraucher dazu ermutigen, häufiger nachhaltigere Optionen zu wählen.
Ein weiterer wichtiger Teil der Konsultation betrifft mögliche Ausnahmen. Die Regierung erkennt an, dass einige Länder oder Gebiete, beispielsweise EU-Mitgliedstaaten oder Überseegebiete, mit besonderen Umständen konfrontiert sind. Die Frage, ob bestimmte Reiseziele angepasste Tarife erhalten sollten, wirft Diskussionen über Fairness und Machbarkeit auf.
Beispielsweise ist ein Flug in die karibischen Niederlande aufgrund der Entfernung mit hohen Emissionen verbunden, doch den Bewohnern dieser Gebiete stehen häufig nur wenige Transportalternativen zur Verfügung. Die Regierung prüft, ob es wünschenswert ist, für solche Situationen niedrigere Sätze festzulegen.
Kritik und Erwartungen
Obwohl die Regierung mit dem Vorschlag den Luftverkehr nachhaltiger gestalten will, gibt es auch Kritik. Einige Fluggesellschaften weisen beispielsweise darauf hin, dass höhere Steuern Reisende davon abhalten könnten, über die Niederlande zu fliegen, was wirtschaftliche Folgen haben könnte. Darüber hinaus besteht die Befürchtung, dass die Maßnahme vor allem Geringverdiener treffen wird, denen es schwerfallen wird, teurere Tickets zu bezahlen.
Andere sehen in der Konsultation eine Gelegenheit, umfassendere Reformen zu fordern, beispielsweise eine Konzentration auf Investitionen in Hochgeschwindigkeitsstrecken und Innovationen in der Luftfahrt. Befürworter des Plans betonen, dass die Einnahmen aus der Fluggaststeuer der Nachhaltigkeit dienen und nicht nur zu einer finanziellen Cash-Cow werden sollten.
Die endgültige Ausgestaltung der Steuermaßnahme wird erst nach Beratung und weiteren Untersuchungen festgelegt. Die Regierung betont, dass die Interessen sowohl der Bürger als auch der Unternehmen berücksichtigt werden, Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein jedoch weiterhin im Mittelpunkt stehen. Ob die Pläne breite Zustimmung finden, ist noch unklar, allerdings wird der Ruf nach einem Eingriff in den Luftfahrtsektor immer lauter.