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Sowohl Marijnissen als auch das Parteiprogramm sehen eine Politik vor, die in den Erfahrungen und Bedürfnissen der alltäglichen Menschen verwurzelt ist und nicht auf die Korridore der Macht beschränkt ist.

Lilian Marijnissen verkörpert die radikale Vision der SP, wie sie in ihrem jüngsten Wahlmanifest „Jetzt das Volk“ dargelegt wurde. Inspiriert von lokalen Aktionen und sozialem Aktivismus setzt sie sich für eine radikale Demokratisierung der Gesellschaft und eine Neuverteilung der wirtschaftlichen Macht ein.

Mit der Veröffentlichung ihres Wahlprogramms „Jetzt das Volk“ hat sich die Sozialistische Partei (SP) für die bevorstehenden Repräsentantenhauswahlen stark positioniert. Das Programm ist bahnbrechend und provokativ und dreht sich hauptsächlich um die Idee einer „radikalen Demokratisierung der Gesellschaft“. Ein klarer Seitenhieb auf das, was die Partei als Elite und eine Politik ansieht, die die Reichen auf Kosten der Arbeiterklasse begünstigt.

Interessant ist, dass die SP beschlossen hat, ihr Wahlprogramm dieses Jahr nicht vom Central Planning Bureau (CPB) berechnen zu lassen. Stattdessen geben sie ein klares politisches Statement ab, indem sie sagen, dass sie nicht an die Modelle der CPB glauben. Dies sprengt den Rahmen und wirft die Frage auf, ob es sich um einen Vorteil handelt – indem es die Aufmerksamkeit auf die unterschiedliche Herangehensweise an Wirtschaft und Politik lenkt – oder um einen Nachteil, da einigen Wählern möglicherweise die strenge, unabhängige Analyse fehlt, die eine Berechnung liefern kann.

Die Partei hat ehrgeizige Pläne für den Arbeitsmarkt und sieht eine Erhöhung des Mindestlohns auf 16 Euro pro Stunde vor. In einer Zeit, in der Fahrer und Paketzusteller zunehmend über niedrige Löhne und unsichere Arbeitsbedingungen klagen, könnte dieser Vorschlag erhebliche Auswirkungen auf diese Berufsgruppen haben. Der Fokus auf Lohnerhöhungen unterstreicht die traditionelle Rolle der SP als Vorkämpferin für Arbeitnehmerrechte.

Das Programm unternimmt auch bemerkenswerte Schritte in Richtung einer fortschrittlichen Klimapolitik. Von Maßnahmen, die Haushalte und KMU für den Klimaschutz belasten, besteht eine explizite Distanzierung. Anstelle einer Flugsteuer für Gelegenheitsurlauber schlägt die SP eine „Vielfliegersteuer“ vor, die sich an häufige Geschäftsreisende richtet. Dieser Ansatz scheint darauf abzuzielen, ein Gleichgewicht zwischen notwendigen Klimaschutzmaßnahmen und wirtschaftlicher Gerechtigkeit herzustellen.

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Obwohl die Pläne der Partei weitreichend sind, bleibt abzuwarten, inwieweit sie umgesetzt werden können, insbesondere ohne die objektive Prüfung einer unabhängigen Berechnung des CPB.

Der Transport ist ein weiterer Sektor, dem besondere Aufmerksamkeit gewidmet wird. Das Konzept des öffentlichen Verkehrs wird gründlich überarbeitet, mit einer stärkeren Rolle der Provinzen und der Möglichkeit, auch in ländlichen Gebieten eigene Verkehrsunternehmen zu gründen. Die Partei will den öffentlichen Nahverkehr durch die Abschaffung der Mehrwertsteuer verbilligen und setzt sich für einen kostenlosen ÖPNV ein. Ein bemerkenswertes Versprechen besteht darin, den Stadt- und Regionalverkehr für ältere Menschen, Kinder und Menschen mit Behinderungen ab sofort kostenlos zu machen.

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Laut SP soll das Autofahren nicht teurer, sondern sauberer werden. Dies scheint im Einklang mit ihrer Gesamtstrategie zu stehen, Haushalte und KMU von den Kosten der Ökologisierung zu befreien. Die Partei plädiert für emissionsfreie Autos spätestens ab 2035, spricht sich aber gegen eine Straßenbenutzungsgebühr aus.

Im Bereich der Eisenbahnen setzt sich die Partei für eine Zentralisierung der Verwaltung durch die Zusammenführung von ProRail und den Niederländischen Eisenbahnen zu einer öffentlichen Eisenbahngesellschaft ein. Dadurch soll der Personenverkehr mit der Bahn angekurbelt und effizienter gestaltet werden. Darüber hinaus werden mehr internationale Zugverbindungen angestrebt, die nicht nur attraktive Angebote für Reisende bieten, sondern auch dazu beitragen können, den Verkehr nachhaltiger zu gestalten.

Schließlich soll die Luftfahrt umweltfreundlicher werden, indem der Einsatz von synthetischem Kerosin und elektrischem Rollen gefördert wird. Damit verbunden ist eine Reduzierung der Anzahl der Flüge, um sowohl die Arbeitsbelastung für die Mitarbeiter als auch die Unannehmlichkeiten für die Anwohner zu verringern. Neue Erweiterungen der Luftfahrtinfrastruktur, wie etwa der Flughafen Lelystad und neue Flugrouten nach Schiphol, sind dem Programm zufolge nicht zulässig.

Kurz gesagt, das Wahlprogramm der SP verspricht eine umfassende Umstrukturierung verschiedener Aspekte der niederländischen Gesellschaft, vom Arbeitsmarkt über den öffentlichen Verkehr bis hin zur Klimapolitik. Auch wenn fraglich ist, wie viele dieser Vorschläge in die Tat umgesetzt werden, lässt sich nicht leugnen, dass sie eine heftige Debatte über die Zukunft der Niederlande entfachen können.

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Lilian Marijnissen, die Vorsitzende der SP-Fraktion im Repräsentantenhaus.

In einer politischen Landschaft, in der häufig zentristische Positionen vorherrschen, positioniert sich die SP klar auf der linken Seite des Spektrums. Dies zeigt sich beispielsweise in ihrem Ansatz zum Klimawandel und zur Nachhaltigkeit, der die Last nicht in erster Linie auf die Schultern einzelner Bürger und kleiner Unternehmen legt.

Lilian Marijnissen, die Fraktionsvorsitzende der SP Im Repräsentantenhaus ist sie eine Frau, die fest im Aktivismus und im Gemeinschaftsleben verwurzelt ist, was sofort deutlich wird, wenn man sich die Einflüsse ansieht, die ihre politische Karriere geprägt haben. Marijnissen spricht oft über die Inspiration, die sie von den Menschen erhält, mit denen sie sich im Wahlkampf engagiert hat, seien es Mitarbeiter des Gesundheitswesens oder die Kinder einer Sonderschule in ihrer Heimatstadt Oss, die von der Schließung bedroht war.

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Diese Verbundenheit mit der örtlichen Gemeinschaft und mit den Alltagsproblemen der Menschen ist nicht nur für sie persönlich, sondern auch für die SP als Partei charakteristisch. Es ist diese Grundhaltung, „mit den Menschen zu tun“, die sie nicht nur mit den Kernwerten ihrer Partei verbindet, sondern auch bei einem wachsenden Teil der niederländischen Bevölkerung Anklang findet, der sich von der traditionellen Politik entfremdet fühlt.

Die Geschichten, die Marijnissen erzählt, wie etwa die Bemühungen ihrer Mutter, einen städtischen Spielplatz in Oss zu erhalten, dienen als Veranschaulichung dafür, was kollektives Handeln bewirken kann. Diese Perspektive fehlt oft in einer politischen Arena, die von Parteien dominiert wird, die eher dazu neigen, innerhalb der Grenzen des bestehenden Systems zu verhandeln, als das System selbst herauszufordern. Im Gegensatz zu anderen Parteien, die sich hauptsächlich auf die Linderung der Symptome sozialer Ungleichheit konzentrieren, konzentriert sich Marijnissens SP mehr auf die Bekämpfung der zugrunde liegenden Ursachen.

Marijnissens Führung der SP ist stark von diesem Ethos des Gemeinschaftsaktivismus geprägt. Ihre Auffassung von Politik als etwas, das nicht weit vom täglichen Leben der Menschen entfernt, sondern eng mit ihren Sorgen und Ambitionen verbunden sein sollte, bietet eine Alternative zu der Art von Politik, die oft im Elfenbeinturm von Den Haag stattfindet.

In dieser Hinsicht passt Marijnissen perfekt zur SP und ihrem Wahlprogramm, die beide einen radikalen Wandel in der Art und Weise sehen wollen, wie die Niederlande regiert werden. Sie verkörpert die Philosophie, dass echte Veränderungen nur durch den direkten Beitrag der Menschen möglich sind, die am stärksten von der Regierungspolitik betroffen sind. Ihre Führung und Vision stellen einen faszinierenden Kontrast zu einer politischen Landschaft dar, die oft von Kompromissen und Abschottung geprägt ist, und sie senden ein klares Signal darüber, in welche Richtung sie und ihre Partei das Land führen wollen.

Titelseitenporträt von Lilian Marijnissen, von Robin de Puy.

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