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Keine Branche ist so stark von der Chipknappheit betroffen wie die Autoindustrie. Dies hat dazu geführt, dass weltweit rund 18 Millionen Fahrzeuge weniger produziert werden. Vor allem die europäischen Autohersteller trifft es hart. Die Halbleiterkrise wird die Autoindustrie in Europa in den Jahren 100 und 2021 rund 2022 Milliarden kosten, so der Kreditversicherer Allianz Trade.

Die Autoindustrie hat die Probleme teilweise selbst verschuldet, so der Kreditversicherer. „Um den Corona-Schlag aufzufangen, haben die Autohersteller deutlich gekürzt. Unter anderem durch die Minimierung von Lagerbeständen und Bestellungen für Halbleiter. Infolgedessen suchten Chiphersteller anderswo Zuflucht und richteten ihre Produktion auf starke Märkte wie Computer und Rechenzentren aus. Als der Automarkt wieder anzog, war nur eine begrenzte Menge an Chips für die Autoindustrie verfügbar“, sagt Johan Geeroms, Director Risk Underwriting Benelux bei Allianz Trade.

Die Fahrzeugproduktion in Europa fiel auf einen nie dagewesenen Tiefstand von 13 Millionen Fahrzeugen. Nach Erholungstendenzen Ende 2021/Anfang 2022 wurde die Produktion wieder gedrosselt. Diesmal aufgrund von Versorgungsproblemen aufgrund anhaltender Sperren in China und des russischen Angriffs auf die Ukraine.

"Aufwärtspotenzial"

Geeroms: „Nach unseren Berechnungen hat die Chipknappheit 2021 und 2022 in Europa fast 100 Milliarden Euro an Wertschöpfung gekostet. Auf der positiven Seite scheinen historisch niedrige Lagerbestände bei Einzelhändlern auf ein großes Aufwärtspotenzial für den Automobilsektor hinzudeuten.“ Wobei Geeroms gleich hinzufügt, dass die Versorgung mit Chips in Europa noch lange ein unsicherer Faktor bleiben wird.

Investieren Sie in Ihre eigenen Chips

Anfang dieses Jahres beschloss die Europäische Kommission, zig Milliarden bereitzustellen, um ihre eigene Chipindustrie anzukurbeln. „Europa sollte nicht glauben, dass es innerhalb von fünf oder zehn Jahren genug Chips selbst produzieren kann, um den eigenen Bedarf vollständig zu decken. Es ist besser, die europäische Unterstützung auf erreichbare Ziele zu konzentrieren. Dann müssen Sie sich Produkte ansehen, für die Europa selbst sowohl ein großer Produktions- als auch ein Endmarkt ist. Die Autoindustrie ist dafür ein Paradebeispiel. Darauf sollte sich unsere eigene Chip-Produktion konzentrieren.“ Empfehlenswert ist es laut Geeroms auch, Joint Ventures mit großen globalen Chipherstellern einzugehen.

Drei Booster für zusätzliche Chips in Autos

Es besteht kein Zweifel, dass der Einsatz von Halbleitern in Autos weiter zunehmen wird. Das Kreditversicherer nennt in diesem Zusammenhang drei Entwicklungen:

  • Konnektivität: Chips, die sich mit dem Netzwerk des Herstellers, den Telefonen der Fahrer (Bluetooth) usw. verbinden.
  • Sicherheit: Bewegungssensoren, Toter-Winkel-Erkennung usw.
  • Elektrifizierung: Elektroautos haben doppelt so viele Halbleiter wie Autos mit Verbrennungsmotor.

600 Euro Chips pro Auto

Abschließend Geeroms: „Wenn wir den Wert aller Chips in einem Auto zusammenzählen, kommen wir weltweit auf einen Durchschnittswert von über 600 Euro. Dieser Wert hat sich in den letzten 10 Jahren mehr als verdoppelt. Dieser Trend wird sich nur fortsetzen.“