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Vom selbstfahrenden Bus zum umgeschulten Taxifahrer: Wo ist die Lösung?

Das Problem des akuten Mangels an Busfahrern in den Niederlanden könnte zu einer unkonventionellen, aber möglicherweise wirksamen Lösung geführt haben, die Henk Meurs, Professor für Mobilität an der Radboud-Universität, vorgeschlagen hat. Meurs schlägt vor, Taxifahrer zu Busfahrern umzuschulen, ein Ansatz, der den aktuellen Personalproblemen im öffentlichen Verkehr entspricht.

Ein Artikel daraus Algemeen Dagblad unterstreicht die Erwartung von Meurs, dass die Personalprobleme in naher Zukunft nur noch zunehmen werden. Diese Prognose wird durch die demografische Zusammensetzung der derzeitigen Fahrer im niederländischen öffentlichen Nahverkehr untermauert, von denen ein großer Teil 55 Jahre oder älter ist und bald in den Ruhestand gehen wird. Dies unterstreicht die Dringlichkeit, eine nachhaltige Lösung zu finden.

Der Wechsel vom Taxifahrer zum Busfahrer erscheint attraktiv, insbesondere weil die Beschäftigungsbedingungen im Bustarifvertrag günstiger sind als im Taxitarifvertrag. Dies könnte ein Anreiz für Taxifahrer sein, den Beruf zu wechseln. Meurs schlägt außerdem die Möglichkeit vor, in Städten wie Utrecht mehr Straßenbahnen oder selbstfahrende Busse einzusetzen. Dies würde zwar zusätzliches Personal erfordern, bietet aber im Vergleich zu Bussen auch den Vorteil, dass eine viel größere Anzahl an Fahrgästen pro Fahrt befördert werden kann.

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Foto: Pitane Blue - U-OV

„In einer Stadt wie Utrecht könnte man auch mehr Straßenbahnen nutzen. Das erfordert mehr Personal, befördert aber auch viel mehr Fahrgäste als in einem Bus.“

Meurs‘ Ideen kommen vor dem Hintergrund der jüngsten Ankündigung von U-OV, einem Transportunternehmen in Utrecht, dass es seinen Fahrplan aufgrund von Personalmangel deutlich verkürzen wird. Ab dem 10. Dezember wird es 16 Prozent weniger Autofahrer geben als ursprünglich geplant. Obwohl das Liniennetz intakt bleibt, werden Busse seltener verkehren. Die Provinz Utrecht, zuständig für den regionalen öffentlichen Nahverkehr, hat angekündigt, strenger gegen Fahrtausfälle vorzugehen. Ab April werden für jede nicht durchgeführte Fahrt Bußgelder verhängt, die Höhe der Bußgelder wird im nächsten Jahr bekannt gegeben. Auch Transportunternehmen werden für nicht durchgeführte Fahrten nicht entschädigt. Die Unternehmen planen, Reisende Mitte November über die Änderungen zu informieren. Obwohl die Hoffnung besteht, dass im nächsten Jahr mehr Busse fahren können, hat U-OV noch keine konkreten Zusagen gemacht.

Henk Meurs

Henk Meurs, Professor für Mobilität an der Radboud-Universität, ist bekannt für seine eingehende Forschung zum komplexen Zusammenhang zwischen räumlichen Entwicklungen und Mobilität. Der Schwerpunkt seiner Arbeit liegt auf dem Verständnis der Ursprünge und zukünftigen Trends des Mobilitätswachstums sowie der Auswirkungen verschiedener Maßnahmen auf diese Entwicklung.

Ein zentrales Thema in Meurs‘ Forschung ist das Paradoxon, das beim Aufbau neuer Infrastruktur entsteht. Obwohl dadurch Mobilitätsprobleme kurzfristig gelöst werden können, führt dies langfristig häufig zu einer Steigerung der Mobilität. Dieses als „induzierte Nachfrage“ bezeichnete Phänomen unterstreicht die Notwendigkeit eines durchdachten Ansatzes bei der Entwicklung von Verkehrsnetzen.

Ein weiterer wichtiger Aspekt von Meurs' Arbeit ist das Plädoyer für eine Preispolitik, etwa die Kilometersteuer, als Mittel zur besseren Abstimmung zwischen Raum- und Verkehrspolitik. Solche Maßnahmen können dazu beitragen, den Verkehrsfluss zu regulieren, Staus zu reduzieren und gleichzeitig umweltfreundlichere Transportmöglichkeiten zu fördern.

Meurs betont außerdem die Bedeutung einer frühzeitigen Zusammenarbeit zwischen Verkehrsingenieuren und Raumplanern in Planungsprozessen. Dieses multidisziplinäre Zusammenspiel ist entscheidend für die Entwicklung ganzheitlicher und nachhaltiger Mobilitätslösungen, die sowohl die aktuellen als auch die zukünftigen Bedürfnisse städtischer und regionaler Gebiete berücksichtigen.

Zusätzlich zu seiner akademischen Arbeit ist Meurs auch in der praktischen Anwendung seiner Forschung als Direktor von MuConsult, einer Forschungsagentur in Amersfoort, aktiv. Hier beschäftigt er sich mit der Entwicklung und Bewertung von Politik im Bereich Straßeninfrastruktur, öffentlicher Verkehr und Fahrradnutzung auf unterschiedlichen räumlichen Ebenen. Seine Erfahrung und sein Fachwissen sowohl im akademischen als auch im praktischen Bereich des Mobilitätsmanagements machen ihn zu einer führenden Persönlichkeit auf diesem Gebiet.

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