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Chiron

Während das wallonische Parlament Uber und ähnliche Dienste begrüßt, bestehen Bedenken hinsichtlich eines fairen Wettbewerbs und der Zukunft des sozialen Transports.

Der Zugang von Plattformen wie Uber, Bolt und Heetch zu wallonischen Straßen ist eine Tatsache. Das wallonische Parlament hat grünes Licht für ein Dekret gegeben, das den Taximarkt in der Region neu strukturiert. Die Maßnahme ist Teil einer umfassenderen Initiative, um Taxidienste moderner, flexibler und umfassender zu gestalten. Doch während einige die Einführung dieser Dienste begrüßen, bezweifeln andere die Auswirkungen auf traditionelle Taxiunternehmen.

Philippe Henry, der wallonische Mobilitätsminister der Ecolo-Partei, begrüßte die Reform als einen wichtigen Fortschritt. Während der Parlamentsdebatten betonte er den langwierigen politischen Prozess und die umfangreiche Beratung, die der Entscheidung vorausgingen. Henry versicherte, dass diese Reform den Verbrauchern mehr Auswahl und Modernität bieten werde, deutete aber auch an, dass Maßnahmen ergriffen würden, um eine völlige Deregulierung des Sektors zu verhindern. Für ihn sind Taxidienste ein „zusätzliches Bindeglied der Intermodalität“, eine Möglichkeit, verschiedene Verkehrsmittel in einer Fahrt zu kombinieren

„Wo Uber gewinnt, verliert die Arbeiterklasse“, sagte der linksextreme Parlamentarier Laszlo Schonbrodt.

„Es werden Maßnahmen ergriffen, um eine Deregulierung des Sektors zu verhindern“, fügte er hinzu, ohne die PTB zu überzeugen, die die „Uberisierung der Gesellschaft“ anprangerte. Doch nicht alle im Parlament waren gleichermaßen begeistert. Die PTB (Partei der Arbeit Belgiens) enthielt sich als einzige Partei der Stimme und kritisierte, dass das Dekret noch nicht ausreichend durchdacht sei. Laszlo Schönbrodt, ein PTB-Gesetzgeber, beantragte erfolglos zusätzliche Anhörungen. Da die Reform erst im Frühjahr in Kraft treten werde, sei ausreichend Zeit, solche Anhörungen zu organisieren, erklärte er.

Armee von Controllern

Auch die Opposition stellte Fragen zur Umsetzbarkeit der angekündigten Tarifregelung. Jean-Luc Crucke von der Partei Engagés fragte sich laut, wie die Regierung dies ohne eine „Armee von Inspektoren“ erreichen wollte. Die neuen Vorschriften sehen vor, dass sowohl Bahnhofstaxis (die einen Taxameter verwenden) als auch Straßentaxis (die ausschließlich über eine elektronische Plattform verkehren) ähnliche Lizenzanforderungen und Befähigungsnachweise für Fahrer haben müssen. Auch Sozialtransporte zu ermäßigten Tarifen, die von Kommunen oder gemeinnützigen Organisationen organisiert werden, bleiben bestehen. Darüber hinaus ist geplant, die Tarifinformationen transparenter zu machen und ein Beschwerdemanagementsystem einzurichten.

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Doch trotz dieser Schritte bleiben Fragen bestehen, insbesondere hinsichtlich der Auswirkungen auf traditionelle Taxiunternehmen. Obwohl das neue Dekret grundsätzlich gleiche Wettbewerbsbedingungen verspricht, bestehen Bedenken, dass traditionelle Taxidienste im Wettbewerb mit ihren technologisch fortschrittlicheren Konkurrenten verlieren werden. Die Frage ist nun, wie sich diese traditionellen Akteure an einen Markt anpassen werden, der sich schnell verändert und in dem die Präferenzen der Verbraucher zunehmend auf digitale Lösungen ausgerichtet sind.

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Foto: Pierre Steenbergen (GTL)

Pierre Steenbergen, Generalsekretär der National Grouping of Taxi Companies (GTL), wissen lassen dass er sich noch nicht sicher sei, ob es schockierende Veränderungen mit sich bringen werde und argumentiert, dass alle Plattformen stärker in europäischen Großstädten tätig seien. Vielleicht wird sich dadurch der lokale Markt in der sehr ausgedehnten Wallonie nicht verändern. Während diese Entwicklung auf den ersten Blick als ein Gewinn für die Verbraucher angesehen werden kann, insbesondere für die jüngeren Generationen, die sich für das digitale Erlebnis begeistern, sind die Auswirkungen auf die Beschäftigung und die traditionelle Taxibranche nicht zu übersehen. 

Es ist kein Geheimnis, dass die Einführung dieser Plattformen in anderen Regionen, darunter Brüssel, bereits zu Revolutionen im Verkehrssektor geführt hat. Bestehende Taxiunternehmen befürchten Umsatzeinbußen und mögliche Arbeitsplatzverluste, obwohl das Dekret versucht, vergleichbare Regeln und Lizenzanforderungen für alle Parteien zu schaffen. Ein Aspekt, der nicht übersehen werden sollte, ist die Rolle lokaler Kommunen und gemeinnütziger Organisationen bei der Bereitstellung sozialer Verkehrsmittel zu ermäßigten Tarifen. Diese Dienste sind oft für die bedürftigsten Bürger bestimmt und die neue Verordnung garantiert ihre Durchsetzung. Es bleibt jedoch abzuwarten, wie sich diese sozialeren Transportformen in einem wettbewerbsintensiveren Markt behaupten werden.

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Verordnung 

Auch die Frage der Tariftransparenz und -regulierung ist ein Diskussionspunkt. Das Dekret des wallonischen Parlaments sieht zwar vor, die Tarife klarer und transparenter zu gestalten, es ist jedoch noch unklar, wie diese in der Praxis umgesetzt und durchgesetzt werden sollen. Die Zweifel der Engagés-Partei an der Notwendigkeit einer „Armee von Kontrolleuren“ zur Überwachung der Tarifstrukturen stellen eine potenzielle Herausforderung für die wirksame Umsetzung der neuen Regeln dar.

Kurz gesagt, die Reform des Taximarktes in Wallonien ist ein komplexes Unterfangen mit Gewinnern und Verlierern. Obwohl das Ziel des Dekrets darin besteht, dem Sektor Modernität und Flexibilität zu verleihen, wirft es auch berechtigte Fragen hinsichtlich der Nachhaltigkeit und Gerechtigkeit dieser Veränderungen auf. Wie so oft bei technologischen Innovationen stellt sich die Frage, wie die Gesellschaft als Ganzes davon profitieren kann, ohne bestimmte Gruppen oder Sektoren unverhältnismäßig zu benachteiligen. Die kommenden Monate werden daher entscheidend sein, um zu sehen, wie die Reform funktioniert und ob die Versprechen eines besseren, integrativeren und faireren Taximarkts tatsächlich erfüllt werden.

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